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Schlechte Aussichten für Sozialmieter in Flörsheim

Im Heinrich-Dreisbach-Weg entsteht zurzeit öffentlich geförderter Wohnraum. Eigentlich eine gute Nachricht für potenzielle Mieter. Die schlechte: Die Konkurrenz ist enorm, es gibt jede Menge Interessenten.

FLÖRSHEIM – Der Rohbau ist schon lange fertig, Putz und Fassadenanstrich sind angebracht, die Fenster sind ebenfalls schon eingebaut, die Elektrik ist installiert. Was fehlt, sind Fußbodenheizung und Estrich, Innenputz, Tapeten, Fußböden, Bäder und die Gestaltung der Außenanlagen. Es dauert also noch, bis aus der Baustelle im Heinrich-Dreisbach-Weg ein bezugsfertiges Wohnhaus geworden ist. Im September werden wohl die ersten Mieter einziehen, schätzt Michael Adam, Geschäftsführer der Bischofsheimer MAB, die das Gebäude in unmittelbarer Nähe der Kolonnaden errichtet. Die Vermarktung der 24 Wohnungen, zehn davon kommen als Sozialwohnungen auf den Markt, hat noch gar nicht begonnen, da zeichnet sich schon ein enormes Interesse ab.

Allein die Ankündigung, dass im Heinrich-Dreisbach-Weg 13 öffentlich geförderter Wohnraum mit Kaltmieten von 7,50 Euro pro Quadratmeter entsteht, habe dafür gesorgt, dass sich beim Sozialamt der Stadt, das auch für die Vergabe der geförderten Wohnungen zuständig ist, rund 60 Interessenten gemeldet haben, berichtet Christina Meinl vom Sozialamt beim verspäteten Richtfest an der Baustelle. Verspätet deshalb, weil eine Feier zur Fertigstellung des Rohbaus mitten im kalten Winter gelegen hätte, was Bauherr Michael Adam dann doch klimatisch etwas unpassend fand und er am Donnerstag stattdessen zum „Frühlingsfest“ einlud.

Hinter der Zahl von 60 Interessenten, Tendenz deutlich steigend, stehen aber deutlich mehr Menschen, denn gezählt werden die Haushalte, die um geförderten Wohnraum nachfragen, erläutert Meinl. Während es sich bei Interessenten für eine Ein-Zimmer-Wohnung meist auch um Ein-Personen-Haushalte handelt, stehen bei den Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen hinter jeder Nachfrage mehrere Wohnungssuchende. Die rund 60 interessierten Haushalte sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Registriert sind bei der Stadtverwaltung aktuell 403 Haushalte mit 927 Personen, die sich für eine Sozialwohnung interessieren. Die kommen nicht alle aus der Stadt, denn die Bewerbung um Wohnraum ist unabhängig vom aktuellen Wohnort, erläutert Kirsten Thürmer, Leiterin des Stadtbauamtes. 345 Haushalte sind es aber aus Flörsheim.

Es sei unglaublich, dass sich die Politik diesem Thema nicht mehr widme, klagte Ex-Bürgermeister Michael Antenbrink, in dessen Amtszeit das Projekt beschlossen wurde, bei der Baustellenbesichtigung.

Zu vergeben sind je zwei öffentlich geförderte Ein- und Vier-Zimmer-Wohnungen von 48 und 95 Quadratmeter Größe, sowie je drei Zwei- und Dreizimmer-Wohnungen mit 65 und 80 Quadratmeter Fläche. Jede dieser zehn Wohnungen hat die Stadt Flörsheim mit 10 000 Euro bezuschusst. Dafür hat sie das Belegungsrecht und die Sozialbindung gilt für 20 Jahre.

Die Entscheidung, wer in die neuen Sozialwohnungen einziehen kann, fällen Stadt und Bauherr gemeinsam. „Das Publikum muss zum Rest passen, so ein Haus muss auch funktionieren“, sagt Michael Adam. Man wolle ja keinen sozialen Brennpunkt schaffen. Denn neben den zehn geförderten Wohnungen entstehen noch 14 weitere Einheiten, für die keine vergünstigten Mietpreise gelten. Man sei in solchen Fragen aber sehr erfahren, auch was die Abstimmung mit den Kommunen angehe, so Adam. Auch Christina Meinl betont, dass bei der Belegung der Wohnungen darauf geachtet werde, „dass es passt“. Adam betonte am Donnerstag, dass seine Gesellschaft am langfristigen Besitz der Immobilie interessiert sei und auch die Verwaltung des Objektes übernehme. Ein Verkauf sei nicht geplant. Die Vermarktung der 14 Mietwohnungen werde im April, Mai beginnen. Er hege keinen Zweifel, dass sich genügend Interessenten finden, sagte Adam.

An gegenseitigem Lob herrschte am Donnerstag übrigens kein Mangel. Michael Adam lobte den „ausgeprägten Dienstleistungsgedanken“ bei der Stadt und die problemlose Zusammenarbeit mit der WI-Bank, Kirsten Thürmer ihrerseits lobte den verlässlichen Partner MAB, Architekt Michael Müller zollte den zuverlässigen Handwerkern Respekt und selbst die gereichten Würstchen waren lobenswert lecker.