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13. September 2024
Wohnen und Betreuung vereint
Bei der Kita Römerkastell geht die Stadt Groß-Gerau neue Wege / Hier entstehen auch neun Wohnungen
Groß-Gerau. Die “Kita Römerkastell” im Groß-Gerauer Stadtteil “Auf Esch III” strebt ihrer Eröffnung entgegen: Am Donnerstag überzeugte sich Bürgermeister Jörg Rüddenklau (SPD) gemeinsam mit Geschäftsführer Michael Adam und Architektin Yvonne Ahlers von der MAB Bauträgergesellschaft mbH aus Bischofsheim vom Baufortschritt. Die gute Nachricht: Es liegt alles im Zeitplan. Voraussichtlich bis zum Jahresende soll der Bau fertig sein.
Bis zu 50 weitere Kitaplätze sollen entstehen
Bis die ersten Kinder in der Szamotuly-Straße toben können, wird es allerdings noch etwas länger dauern. Die Räume müssen erst noch möbliert werden, außerdem fehlt es an Personal. Ebenfalls am Donnerstag liefen Bewerbungsgespräche. Rüddenklau zeigte sich verhalten optimistisch, dass die Betriebserlaubnis bis Ende des ersten Quartals vorliegen könnte.
Läuft alles wie erhofft, dann bietet die neue Kita in wenigen Monaten bis zu 50 weitere Plätze für Kinder über drei Jahre. Das würde die Platznot etwas mindern. In Groß-Gerau stehen mehr als 400 Kinder auf der Warteliste. Nach Angaben von Architektin Yvonne Ahlers können die Räume flexibel belegt werden. Spielgeräte und Sanitäranlagen sind so ausgelegt, dass auch Kinder unter drei Jahren dort betreut werden könnten.
Die “Kita Römerkastell” (früher Kita Esch III) ist aber auch deshalb ein besonderes Projekt, weil über der Kita noch Wohnungen entstehen. Außerdem baut die Stadt nicht selbst, sondern bedient sich eines Bauträgers. “Kita und Wohnungen gehen eine schöne Symbiose ein”, befand Rüddenklau, der sich künftig vermehrt derartige Kooperationen vorstellen kann.
Kerstin Mayer, Leiterin des Amts für Hochbau und Liegenschaften, erinnerte daran, dass die Vorbereitung der Ausschreibung extrem kompliziert gewesen sei. Die Stadt hatte sich erstmals des Instruments des “Wettbewerblichen Dialogs” bedient. Dafür binde das Projekt nun in der Abwicklung wesentlich weniger personelle Ressourcen. “Das läuft in der Zusammenarbeit reibungslos”.
Stadt zahlt für Kita jetzt 2,45 Millionen Euro
Das 2208 Quadratmeter große Grundstück, auf dem neben der Kita mit 570 Quadratmetern Nutz- und etwa 540 Quadratmeter Außenfläche auch neun Wohnungen entstehen, hatte die Stadt für knapp 1,04 Millionen Euro an den Bauträger verkauft. Für den Rückkauf der schlüsselfertigen Kita-Einheit waren ursprünglich 2,2 Millionen Euro vorgesehen, angesichts davongaloppierender Baupreise waren dann noch mal 170.000 Euro dazugekommen. Jetzt liegt man bei rund 2,45 Millionen Euro, weil MAB auch die Gestaltung der Außenanlagen übertragen wurde.
An diesem Festpreis ändere sich nichts, versicherte Michael Adam. Jörg Rüddenklau äußerte, dass Privatunternehmen teils wirtschaftlicher bauten. Adam sprach davon, dass er das Gefühl habe, “dass wir Bauleistungen günstiger einkaufen können als einige Kommunen”. Aktuell habe die MAB etwa 120 Wohnungen im Bau.
Sorgen, dass die Kombination von Kita und Wohnungen zu Schwierigkeiten führen kann, bestehen nicht. In Rüsselsheim verwalte die MAB ein Objekt mit Kita und 51 Studentenwohnungen, ein weiteres mit 36 Studenten-Appartments und zweizügiger Kita baue sie gerade. “Das funktioniert gut”, lautet der Befund von Yvonne Ahlers.
Die MAB wird auch die Verwaltung für die Kita-Einheit übernehmen. Wenn also ein Wasserhahn defekt ist, ruft die Kita-Leitung nicht beim Amt, sondern bei der MAB an.
Drei der neun Wohnungen sind öffentlich gefördert
MAB-Geschäftsführer Michael Adam ist wichtig, dass einige sozial geförderte Wohnungen entstehen. “Man darf nicht nur über den bezahlbaren Wohnraum sprechen, man muss auch was tun.” Für eine 60- und zwei 70-Quadratmeter-Wohnungen hat die Stadt einen Zuschuss von jeweils 15.000 Euro gezahlt, erhält im Gegenzug die Belegungsrechte. Der Mietpreis in den öffentlich geförderten Wohnungen liegt bei 8,90 Euro pro Quadratmeter.
Für die frei finanzierten Wohnungen gebe es bereits eine rege Nachfrage, mit der Vermietung wolle man zum 1. Januar 2025 beginnen, so Adam. Die Größen der Wohnungen, die alle über einen Balkon verfügen, bewegen sich zwischen 60 und 109 Quadratmetern. Insgesamt werden 710 Quadratmeter Wohnraum neu geschaffen.
Das Gebäude, mit dessen Bau im August 2023 begonnen wurde, wird im KfW-40-Plus-Standard ausgeführt. Beheizt wird es mit zwei Wärmepumpen, auf die Dächer kommen Fotovoltaikanlagen und eine extensive Begrünung. Für ein gutes Raumklima sollen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sorgen. Beim Bau wurde auch darauf geachtet, dass die Materialien innerhalb des Lebenszyklus des Gebäudes möglichst wenig Treibhausemissionen erzeugen.
von Jörg Monzheimer